MacBride, Stuart by Das dreizehnte Opfer

MacBride, Stuart by Das dreizehnte Opfer

Autor:Das dreizehnte Opfer
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


27

Die kleine Nische in der Fassade der Westing-Arena verbarg eine Reihe von Drehkreuzen und einen düsteren Tunnel. Hinter einer hüfthohen Trennwand hockte ein stark behaarter weiblicher Golem, weggesperrt hinter einem Metallgitter. Sie blickte von ihrem Twilight-Roman auf, als ich an ihren Käfig klopfte, doch ihre dicken Augenbrauen bewegten sich keinen Millimeter.

»Morgen, Arabella, ich muss zu Mrs Kerrigan.«

Sie rümpfte die Nase und steckte einen schwieligen Daumen zwischen die Seiten ihres Buchs. »Ach ja?«

»Ja.«

»Mmmh.« Sie griff nach einem Handy und tippte schweigend auf den Tasten herum. Dreißig Sekunden später summte und trillerte es auf dem Schaltertisch. Arabella warf einen Blick darauf, dann grunzte sie und legte einen Schalter um. Das Drehkreuz klackte, und die Stangen senkten sich ein paar Zentimeter. Arabella wandte sich wieder ihrem Buch zu.

Ich schob mich durch die Sperre in einen langen dunklen Gang mit einem kleinen quadratischen Fleck Tageslicht am anderen Ende.

Eine Stimme mit weichem irischem Akzent tönte aus der Dunkelheit. »Detective Constable Henderson?«

Ich erstarrte und ballte die Fäuste. »Mrs Kerrigan.«

Über einer unauffälligen Türöffnung ging ein Licht an, und da stand sie: schwarzer Hosenanzug mit roter Seidenbluse, ein goldenes Kruzifix um den Hals, das in den Runzeln ihres sommersprossigen Dekolletees ruhte. Ihr angegrautes Haar war zu einem losen Knoten hochgesteckt, lose Strähnen wehten im Durchzug. Mrs Kerrigan lächelte und ließ dabei ihre spitzen kleinen Zähne sehen. »Mr Inglis möchte Sie gerne sprechen.«

Klick, und das Licht ging wieder aus.

Jetzt ist es so weit …

Ich griff in meine Innentasche …

Aber niemand stürzte sich auf mich. Stattdessen machte Mrs Kerrigan die Tür hinter sich zu und marschierte durch den Tunnel auf den Innenraum der Rennbahn zu. Das Flupp-Quiek ihrer Gummistiefel hallte von den Betonwänden wider. »Wenn Sie mir bitte folgen würden?«

Okay …

Ich schloss zu ihr auf und behielt die Hand in der Jacke – spürte das beruhigende Gewicht der Beretta. Einfach auf sie zugehen, ihr den Lauf ins Ohr stecken und die Tunnelwände mit ihrem Gehirn verputzen. Aber dann würde ich zurückgehen und mit Arabella ebenso verfahren müssen, um keine Zeugen zu haben.

Und da ich keinen Schalldämpfer hatte, würden alle, die sich in diesem Moment auf dem Parkplatz aufhielten, über die Klinge springen müssen – weil sie mich hatten hineingehen sehen. Dann müsste ich auch Dr. McDonald erschießen.

Aus irgendeinem Grund war diese Vorstellung nicht mehr ganz so verlockend wie noch vor ein paar Tagen.

Der Tunnel endete am Fuße der neuen Tribüne – ein geschwungener Block von Betonstufen, mit weiß gestrichenen Geländern in Abschnitte unterteilt. Die Läden der Wettschalter waren alle geschlossen, und ein alter Mann kämpfte mit einem Besen gegen die Berge von durchweichten Wettscheinen an. Ein aussichtsloser Kampf, wie es schien.

Die Rennbahn selbst war ein an den Längsseiten abgeflachtes Oval aus braunem Sand mit abgeflachten Seiten, mit einer großen Grasfläche in der Mitte. Der Rest der Strecke war von baufälligen Holztribünen gesäumt, in deren Wellblech-Überdachung große Löcher klafften. Sie waren mit Ketten vom Hauptgebäude abgetrennt.

Andy Inglis’ Range Rover parkte mitten auf dem Gras; der dunkelblaue Lack des Wagens schimmerte in der tiefstehenden Sonne.

Ich blieb stehen. »Sie haben jemanden zu meinem Haus geschickt.



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